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Heroin

Substanz

Heroin (chemisch Diacetylmorphin) zählt zur Klasse der Opiate und wird aus Rohopium, dem Saft der Schlafmohnkapsel, hergestellt. Heroin wird als weißes, cremefarbenes, graues oder bräunliches Pulver, als Tablette oder als brauner Teer verkauft. Die braune Farbe ist Folge der ungenügenden Reinigung des Morphins.

 

Szenenamen und Formen von HEROIN

Es wird meist mit Substanzen wie Glukose, Kalk, Puderzucker, Koffein, Milchzucker, Mannit, Paracetamol, aber auch gelegentlich mit Giftstoffen wie Chinin oder Strychnin gestreckt. In der Szene wird Heroin auch „H“(engl.), „Braunes“, „Schore“ oder „Stoff“ bezeichnet. Heroin wird geraucht, gesnieft, gedrückt oder geschluckt.

Wirkung

Der Wirkungseintritt und die eigentliche Wirkung sind abhängig von der Dosierung, der Konsumform, dem Wirkstoffgehalt, eventuellen Streckstoffen und dem Set & Setting (der eigenen, körperlichen und seelischen Verfassung und dem Umfeld).

Sollte Heroin gespritzt werden, beginnt der Wirkungseintritt unmittelbar nach dem Konsum.
Wird die Substanz geraucht oder geschnieft, setzt die Wirkung nach wenigen Minuten ein. Die Wirkungsdauer ist abhängig von der Dosierung und des Reinheitsgrades der Substanz. Eine Konsumeinheit kann so zwischen zwei bis fünf Stunden wirken.

Folgende Wirkungen sind zu erwarten:

  • euphorisierende und angstlösende Wirkung
  • Gefühle von Geborgenheit
  • tiefe Selbstzufriedenheit
  • Negative Empfindungen und Gedanken treten in den Hintergrund
  • schmerzlindernde Wirkung
  • der Rausch geht einher mit einem Wärmegefühl, welches den Körper durchdringt
  • Mundtrockenheit
  • Schweregefühl in den Gliedern. Konsument:innen beschreiben den Heroinrausch wie eine warme Decke, die sich um einen hüllt.
  • Der beim intravenösen Konsum eintretende Kick wird als besonders intensiv erlebt und als absolutes Hochgefühl beschrieben.


Weitere Wirkungen:

  • verlangsamter Stoffwechsel und damit einhergehende verminderte Darmaktivität
  • Verlangsamung der Atem-/Herzfrequenz



Nebenwirkungen

  • geistige Beeinträchtigungen
  • Verwirrung & Desorientierung
  • Erinnerungslücken
  • undeutliche Sprache
  • Koordinationsstörungen
  • extreme Verstopfung
  • Übelkeit & Erbrechen
  • Juckreiz
  • Blutdruckabfall & Pulsverlangsamung
  • Pupillenverengung (Stecknadelpupillen)
  • starke und lebensbedrohliche Reduktion der Atemfrequenz auf 2 bis 4 Atemzüge pro Minute


Bei einer Überdosierung (tödliche Dosis bereits ab 60 mg möglich) kann es zu einer lebensbedrohlichen Atemlähmung kommen.

 

Langzeitfolgen

Je nach Konsumform kann es irreparable Schädigungen des Körpers nach sich ziehen.

  • Schädigungen der inneren Organe wie Leber, Nieren, Herz, Venen, Magen, Darmtrakt und Gehirn
  • Beim Sniefen schwere Schädigungen der Schleimhäute und der Nasenscheidewand
  • durch das Rauchen äußerst starke Beanspruchung von Bronchien und Lunge
  • lebensbedrohliche Ablagerungen und Verschleimen der Atemwege durch hustenstillende Wirkung von Heroin
  • durch gemeinsames Spritzen leichte Übertragung von Infektionskrankheiten sowie Bildung von Entzündungen und Abszessen (deutliches Risiko von Hepatitis C und HIV/ AIDS-Infektionen)
  • Abnahme der Libido bei dauerhaftem Konsum
  • Regelmäßiger Heroinkonsum bedingt die schnelle Ausbildung einer Toleranz, wodurch die Dosis erhöht werden müsste, um die gleiche Wirkung zu erreichen.
  • Außerdem besteht ein hohes Risiko einer sich schnell entwickelnden, starken physischen und psychischen Abhängigkeit.


Vorsicht: Heroin und andere Opioid-Verbindungen können schwerste physische und psychische Entzugserscheinungen verursachen. Safer Use

Um das entstehende Risiko durch die Einnahme von Heroin zu reduzieren, solltest du unbedingt einige Hinweise beachten. Personen mit folgenden körperlichen Beschwerden sollten auf keinen Fall Heroin konsumieren:

  • Asthma
  • Zuckerkrankheit
  • Epilepsie
  • Bluthochdruck mit Störungen der Herz-Kreislauf-Regulation
  • Menschen mit psychischen Problemen bzw. Menschen, die sich in psychischen Belastungssituationen befinden, sollten ebenso auf den Konsum verzichten.

Safer Use

Achte auf dein Set (innerer Zustand)!

Wie fühlst du dich? Bist du gesund genug, besorgt dich etwas oder geht es dir einfach nicht gut? Fühlst du dich gestresst oder bist du ausgeruht? All dies beeinflusst die Wirkung im positiven wie auch im negativen Sinne.

Benutze deshalb Heroin niemals zur Stimmungsaufhellung oder zur Problemlösung! Achte auf dein Setting!

Vermeide den Mischkonsum mit anderen legalen und illegalen Substanzen, da die Wirkung sonst für dich unkalkulierbar wird. Lebensgefährliche Situationen können insbesondere durch den gleichzeitigen Konsum folgender Substanzen entstehen:

  • Heroin und Alkohol
  • Heroin und Kokain
  • Heroin und Benzodiazepinen


Ist dir die Qualität des Heroins nicht bekannt, solltest du erst eine geringe Dosis einnehmen. Insbesondere nach einer Entgiftung kann es leicht zu Überdosierungen kommen, da die „gewohnte“ Menge nicht mehr vom Körper vertragen wird.

Wir raten grundlegend vom Heroinkonsum ab.

Sollte sich dennoch dazu entschieden werden Heroin zu konsumieren, sollte anstelle des intravenösen Konsums (Spritzen) Heroin geraucht oder gesnieft werden, um das Erkrankungs- und Überdosierungsrisiko zu reduzieren.

Beim Sniefen solltest du außerdem folgendes beachten:

  • Säubere nach dem Konsum stets die Nasenlöcher, am besten ist eine Spülung mit einer milden Kochsalzlösung.
  • Der Gebrauch von Nasensprays sollte möglichst vermieden werden, da die Schleimhäute dadurch zusätzlich ausgetrocknet werden.
  • Zerkleinere die Droge zu einem möglichst feinen Pulver und das auf einer trockenen, glatten Oberfläche. Je feiner die Droge ist, umso geringer ist das Risiko, die Nasenschleimhäute zu schädigen.
  • Du solltest vom Sniefen absehen, da die Schleimhäute einem unverhältnismäßigem Verletzungsrisiko ausgesetzt sind.
  • Als „sicherste“ Konsumform gilt die orale Einnahme von genau dosierten (abgewogenen) Bömbchen oder Getränken.
  • Benutze bei jedem Konsum ein neues und sauberes Stück Papier oder ein steriles Röhrchen ohne scharfe Kanten statt einem Geldschein o. ä.. Geldscheine gehen durch viele Hände und sind somit mit viel Schmutz und Krankheitserregern behaftet.
  • Die hauptsächlichen Gefahren beim Gebrauch von Heroin entstehen durch den intravenösen Konsum.


Beim Spritzen solltest du daher unbedingt
folgendes beachten:


  • Vor dem Drücken solltest du die Einstichstelle mit medizinischem Alkohol desinfizieren.
  • Benutze immer eigenes, neues und sauberes Spritzbesteck!
  • Teile niemals Nadeln und Pumpen mit anderen Konsument:innen!
  • Vermeide es ebenfalls, den Stoff gemeinsam aufzuziehen und zu teilen, aufgrund der Infektionsgefahr mit HIV, Hepatitis, Bakterien und Pilzen.
  • Nimm immer einen neuen Filter und am besten NaCl-Lösung anstelle von Wasser.
  • Der Einstich ist in Herzrichtung und nur in Venen (dunkles Blut) zu setzen, nie in eine Arterie (helles, schaumiges Blut).
  • Kochsalzlösung bei einer Überdosierung zu injizieren, bringt gar nichts! Das einzig (kurzzeitig) wirksame Gegenmittel ist das rezeptpflichtige Medikament Naloxon. Auch nach der Naloxoninjektion bei einer Überdosierung muss in jedem Fall ein Notarzt oder eine Notärztin gerufen werden, da Naloxon eine sehr kurze Wirkungsdauer aufweist und eine Überdosis später noch einmal eintreten kann.

Rechtslage

Erwerb, Handel und Herstellung von Heroin ist laut BtMG verboten.

 

Nachweisbarkeit

Nachweiszeiten sind unter anderem von der Konsumhäufigkeit und -menge, der Geschwindigkeit des Stoffwechsels sowie von der Konzentration des Urins abhängig. Die folgenden Werte dienen deshalb nur zur Orientierung.

  • im Blut bis zu 24 h
  • im Urin 3 bis 7 Tage

  

Schwangerschaft

Der Konsum von Heroin kann (und wird bei häufigem Konsum) eine Veränderung deines Hormonhaushalts bewirken. Das heißt, Menstruationsbeschwerden können verstärkt, der Monatszyklus gestört (unregelmäßige oder ausbleibende Periode) und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden. Dennoch ist eine Schwangerschaft möglich. Bei Frauen, die häufig Heroin konsumieren und die Anti-Baby-Pille nehmen, kann die empfängnisverhütende Wirkung der Pille abgeschwächt werden.


Vor allem die Verunreinigungen im Heroin können zu Erbrechen führen. Tritt diese Nebenwirkung bis zu 4 h nach Einnahme der Pille auf, gelangt unter Umständen zu wenig Wirkstoff der Pille in den Blutkreislauf, so dass eine Schwangerschaft möglich ist.