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Synthetische Cannabinoide / "Räuchermischungen"

Substanz


Räuchermischungen bestehen aus getrockneten Pflanzenteilen und synthetischen Cannabinoiden, die als vermeintlicher Cannabisersatz genutzt werden. Durch geringfügige Veränderungen der chemischen Struktur entstehen stetig neue unbekannte Substanzen, die in herkömmlichen Drogenschnelltests nicht erkannt werden können. Synthetische Cannabinoide sind bis zu 600-mal potenter als der Cannabiswirkstoff THC und führen zu unberechenbaren, negativen körperlichen und psychischen Wirkungen.

Meist werden die Räuchermischungen geraucht, seltener in Form von E-Liquids verdampft. Auch die orale Einnahme ist möglich.

Warnung: Synthetische Cannabinoide sollten nicht als Ersatz für Cannabis betrachtet werden! 


Wirkung

Der Wirkungseintritt beim Rauchen variiert je nach Substanz von wenigen Sekunden bis mehreren Minuten. Bei oraler Einnahme beträgt die Zeit zwischen 30 Minuten und 2 Stunden.

Wirkdauer: 3 – 6 Stunden.

  • ähnlicher „breiter Zustand“ wie bei Cannabis
  • Zufriedenheit
  • Entspannung
  • veränderte Sinneswahrnehmung
  • seltener auch Halluzinationen

 

Nebenwirkungen

  • Unruhe
  • Aggressivität
  • Übelkeit
  • Herzrasen/ Herzrhytmusstörungen
  • Kopf-, Muskel-, Brust- oder Magenschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Wahrnehmungsstörungen
  • Angststörungen
  • Panikattacken
  • Paranoia
  • Psychosen
  • Lähmungen (u.a. Atemstillstand)
  • Epileptische Anfälle
  • Bewusstlosigkeit

Darüber hinaus gibt es dokumentierte Todesfälle, die auf den Konsum von synthetischen Cannabinoiden zurückzuführen sind.

Langzeitfolgen

  • Toleranzentwicklung mit einhergehender psychischer Abhängigkeit
  • Craving (Substanzverlangen / „Suchtdruck“)
  • starke Entzugserscheinungen (starkes Schwitzen, Erbrechen, Durchfall, Schüttelfrost, innere Unruhe, Schlaflosigkeit, depressive Zustände und Appetitlosigkeit)
  • Schädigung des genetischen Materials (DNA), somit Erhöhung des Krebsrisikos
  • Schädigung oder Zerstörung von Gewebe- und Nervenzellen
  • dauerhafte Psychose

Aufgrund der unbekannten Wirkungsweisen dieser Substanzen sind die genauen gesundheitlichen Langzeitfolgen nicht abschätzbar. Verglichen mit Cannabis treten häufiger und schwerwiegendere negative Wirkungen auf, besonders bei jungen und unerfahrenen Konsument:innen. Psychosen und psychose-ähnliche Zustände treten vergleichsweise häufig auf.

Safer Use

Wir raten auf Grund des hohen Gesundheitsrisikos dringend vom Konsum synthetischer Cannabinoide ab!

Falls Du dich trotzdem für den Konsum entscheidest, solltest du einige Hinweise beachten:

Sorge für ein positives Set (Wohlbefinden) und Setting (dein Umfeld). Wenn du schlecht drauf bist oder Angst hast, solltest du auf den Konsum verzichten. Ein positives Wohlbefinden und eine Vertrauensperson in deiner Nähe können dir helfen, schwierige Situationen zu vermeiden.

Probiere zunächst nur eine kleine Menge, da durch die unkontrollierte Beimischung verschiedener synthetischer Cannabinoide keine Sicherheit gegeben ist, wie stark die Wirkung ausfällt.  Häufig stimmen die auf den Räuchermischungen angegebenen Substanzen nicht mit den darin enthaltenen Wirkstoffen überein. Ebenso kommt es herstellungsbedingt sehr häufig zu erheblichen Schwankungen des Wirkstoffgehalts, sowohl zwischen einzelnen Verkaufseinheiten als auch innerhalb einzelner Verpackungen. Besonders der „Bodensatz“ einer Verpackung weist in der Regel einen höheren Wirkstoffgehalt auf. Das Risiko einer Überdosierung nimmt dadurch deutlich zu!

Vermeide Mischkonsum, da es zu ungeahnten und gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen kommen kann.

Räuchermischungen sind keine Partydroge! Da deine Sinnesorgane auf Party regelrecht überflutet werden, können "Horrortrips" die Folge sein.

Achte auf regelmäßige Konsumpausen, da der häufige und exzessive Gebrauch die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit erhöht.

Nimm nach Konsum nicht aktiv am Straßenverkehr teil, da deine Fahrtauglichkeit stark eingeschränkt ist.

Sollte es Dir nach dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden sehr schlecht ergehen, rufe umgehend den Notarzt und sage ihm, wenn möglich, den genauen chemischen Namen der konsumierten Substanz. Der Konsum von synthetischen Cannabinoiden erhöht nicht nur das Risiko für gesundheitliche Schäden, sondern auch das Risiko, im Notfall nicht adäquat behandelt werden zu können!

Rechtslage

Eine Vielzahl von synthetischen Cannabinoiden unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz. Somit sind Besitz, Erwerb und Handel strafbar. Das 2016 in Kraft getretene Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz verbietet ganze Stoffgruppen von synthetischen Cannabinoiden. Dennoch kann von einer stetig steigenden Zahl neuer synthetischer Cannabinoide ausgegangen werden, die nicht diesen Gesetzen unterliegen.

Nachweisbarkeit

Grundsätzlich können alle synthetische Cannabinoide in aufwendigen Verfahren im Blut und Urin nachgewiesen werden. Häufig verwendete synthetische Cannabinoide sind in herkömmlichen Blutanalysen bei einmaligem Konsum mehrere Tage nachweisbar, bei Dauerkonsum mehrere Wochen bis Monate. Die Nachweiszeiten können sich zwischen einzelnen Substanzen deutlich unterscheiden. Einige Substanzen können im Urin durch Schnelltests nachgewiesen werden. 

Schwangerschaft

Aufgrund der physikalisch-chemischen Eigenschaften von synthetischen Cannabinoiden kann von einer Überwindung der Blut-Plazenta-Schranke ausgegangen werden. Durch die Störung des Endocannabinoid-Systems kann die Entwicklung des Ungeborenen nachhaltig beeinträchtigt werden. Folgen sind ein vermindertes Geburtsgewicht, schwerwiegende Geburtsfehler (z.B. Anenzephalie) sowie verhaltensneurologische und neuropsychiatrische Defizite des Neugeborenen. Ebenso kann es zu einer Verkürzung der Schwangerschaft und einer eingeschränkten Wehentätigkeit kommen.

Die Einnahme von Drogen während Schwangerschaft und Stillzeit sollte unbedingt unterlassen werden. Bei Unsicherheiten, ob die Substanz einfach so abgesetzt werden kann, ist es ratsam, einen Arzt bzw. eine Ärztin oder eine Suchtberatungsstelle zu konsultieren.