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Schnüffelstoffe

Substanzen

Unter Schnüffelstoffen werden unterschiedliche organische Lösungsmittel verstanden, deren Dämpfe beim Inhalieren einen Rausch hervorrufen, indem sie auf das zentrale Nervensystem wirken. Man findet sie oft als Bestandteile in Haushalts- und Industrieprodukten. Es existieren über 1400 verschiedene Substanzen, die zum Inhalieren benutzt werden können, u.a. Toluol, Isobutyl, Nitro (z.B. in Klebstoffen und Verdünnungsmitteln), Butan (Treibgas in Feuerzeugen), Chlorethyl (Wundspray, Lokalanästhetikum), Per- oder Trichlorethylen (in Metall- und Farbreinigern), Benzin, Aceton (Lösungsmittel in Filzstiften, Haarsprays, Lacksprays), Distickstoffoxid ("Lachgas"), Amyl-/Butylnitrit ("Poppers").

 

Diese Stoffe werden inhaliert, indem sie entweder auf ein Tuch gegeben oder in eine Tüte gefüllt und vor Mund oder Nase gehalten werden. Manchmal werden Papier- bzw. Kunststofftüten mit Schnüffelstoffen benetzt und als "Atemmaske" benutzt.

  

Wirkung

Beim Inhalieren setzt ein kurzer Rausch nach wenigen Sekunden ein, der durch erneutes Einatmen wiederholt werden kann. Er klingt nach einigen Minuten wieder ab. Je nach Substanz können sich verschiedene Wirkungen entfalten:

 

  • unterschiedlich starker Kontrollverlust
  • Euphorie
  • Gefühl der Schwerelosigkeit
  • akustische und optische Wahrnehmungsveränderungen
  • Halluzinationen
  • eventuelle Steigerung des Tast- und Berührungssinns
  • alkoholähnlicher Rauschzustand mit Enthemmung 

Nebenwirkungen

  • Nasenbluten
  • Husten
  • Schnupfen
  • Übelkeit
  • Störungen des Herzkreislauf- und des Atemsystems (bis hin zur Atemlähmung)
  • Krampfanfälle (z.B. Kehlkopfkrampf)
  • Verwirrtheit
  • Reizung der Haut und der Schleimhäute

 

Häufig kommt es im Zusammenhang mit dem Konsum zur Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit. Eine mögliche Bewusstlosigkeit nach intensiver Inhalation kann u.U. in einem tödlichen Koma enden. 

  

Langzeitfolgen

Abhängig von einzelnen Substanzen: 

 

  • Verätzungen der Atemwege
  • Leber- und Nierenschäden
  • Nerven- und Gehirnschäden
  • erhöhte Gefahr für das Auftreten von Allergien
  • Gehirnschädigungen
  • Gehörverlust
  • Gleichgewichts- und Konzentrationsstörungen 

Toluoldämpfe (Toluol ist enthalten in Benzin) können zu mehrtägigen Delirien (Bewusstseinsstörungen) führen. Schnüffeln kann zu einer starken psychischen Abhängigkeit mit Toleranzentwicklung führen (stundenlanges Hängen an der Tüte). Körperliche Entzugserscheinungen sind nicht bekannt.

  

Safer Use

Um die entstehenden Risiken durch den Konsum von Schnüffelstoffen zu reduzieren, solltest du einige Hinweise beachten:

Personen mit Herzrhythmusstörungen sollten auf keinen Fall Schnüffelstoffe konsumieren.

Zwischen den Konsumphasen muss immer ausreichend Sauerstoff eingeatmet werden.

Während des Konsums auf keinen Fall Plastiktüten über den Kopf ziehen, die Erstickungsgefahr ist zu hoch! 

Du solltest nie allein oder an gefährlichen Plätzen (Dächer, Baustellen) schnüffeln, da die Unfallgefahr während des Konsums sehr hoch ist.

Gelangen Schnüffelstoffe an/ in deine Augen bzw. Schleimhäute, solltest du diese sofort gründlich ausspülen und einen Arzt aufsuchen.

Viele Schnüffelstoffe sind brennbar, sei deswegen vorsichtig beim Umgang mit Feuerzeugen, Zigaretten etc.

Solltest du Schnüffelstoffe zur sexuellen Stimulation einsetzen, denk dran: Zum Safer Use gehört auch Safer Sex! Vorbereitung ist alles, deshalb Kondome, wasserlösliche Gleitcreme (fetthaltige Gleitcreme lässt Kondome undicht werden) etc. immer griffbereit haben! 

  

Rechtlage

Schnüffelstoffe unterliegen nicht dem BtMG, sie sind oft Bestandteile in Industrie- und Haushaltsprodukten. Für einige Stoffe gilt allerdings die Apothekenpflicht, ein freier Handel damit stellt somit einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz dar.

 

Schwangerschaft

Im Vergleich zu anderen Drogen erzeugen Schnüffelstoffe aufgrund ihrer stark ätzenden Eigenschaften die höchste Rate an Organschädigungen. Somit kann auch das ungeborene Kind geschädigt werden! Zudem ist durch die Verletzungs- und Selbstschädigungsgefahr der Fötus zusätzlich gefährdet. Auf das Zurückgreifen von Schnüffelstoffen sollte man hier vollständig verzichten.


Die Einnahme von Drogen während Schwangerschaft und Stillzeit sollte unbedingt unterlassen werden.
Bei Unsicherheiten, ob die Substanz einfach so abgesetzt werden kann, ist es ratsam, einen Arzt bzw. eine Ärztin oder eine Suchtberatungsstelle zu konsultieren.